Schnellzug
Unsere Welt wird immer schnelllebiger. So auch die Eisenbahn. Gestern nach der Arbeit verpasste ich meine S-Bahn knapp, weshalb ich eine gute halbe Stunde auf den nächsten Zug warten musste. Das war kein Problem, da ich selber schuld war. Ich hätte ja auch auf den Zug sprinten können. Als dann die nächste Transportmöglichkeit nach Hause einfuhr, freute ich mich, endlich in den verdienten Feierabend abzischen zu können. Der Zug hielt an, die Türen öffneten sich. Drei Fahrgäste stiegen aus und noch bevor ich einen Fuss auf die Kontaktschwelle setzen konnte, schloss sich die Tür wieder. Auch mit aller Gewalt liess sie sich nicht mehr öffnen (was sonst immer funktioniert). Eine fehlerhafte Türe, dachte ich mir, und sprintete in der Absicht, den Zug, auf den ich 30 Minuten gewartet hatte, nicht zu verpassen, zur nächsten Türe. Diese war zu meinem Erstaunen und dem meiner Mitsprinter ebenfalls fest verschlossen. Das verdächtige Surren einer kurz vor der Abfahrt stehenden Lok ertönte und der Zug setzte sich in Bewegung. Ohne mich. Ohne meine Mitsprinter. Ohne dass auch nur eine einzige Person den Zug besteigen konnte. Also durfte ich noch eine halbe Stunde warten und verbrachte sie sinnvollerweise damit, die Dame am Bahnschalter auf mein Problem aufmerksam zu machen. Diese lachte mich aus, was ich irgendwie verstand, da ich sicher auch gelacht hätte, hätte mir diese Geschichte jemand erzählt. Trotzdem machte mich dies noch wütender (ich hatte Frühschicht), was ich der Armen deutlich zu verstehen gab. Eigentlich tat sie mir leid, schliesslich konnte sie nichts für den Stalldrang des Lokführers. Auf jeden Fall bereitete ich mich darauf vor, die nächste S-Bahn regelrecht zu stürmen. Schliesslich wollte ich nicht noch eine halbe Stunde warten, weil ich nicht fix genug war, das Zwei-Sekunden-Zeitfenster für geöffnete Zugstüren erfolgreich auszunützen.
Peti - 3. Januar, 21:54